Die emotionsfokussierte Therapie (EFT) ist eine anerkannte und äußerst wirksame Methode in der Paarberatung bzw. Paartherapie. Sie stellt Emotionen ins Zentrum, da diese die tiefsten menschlichen Bedürfnisse nach Nähe, Sicherheit und Verbundenheit widerspiegeln. Emotionen werden nicht nur als Reaktionen auf äußere oder innere Ereignisse betrachtet, sondern als bedeutungsvolle Informationsquelle und zentralen Wegweiser zum Verständnis von Beziehungsdynamiken.

Das Bedürfnis nach Bindung ist ein grundlegender Bestandteil der menschlichen Natur. Konflikte in Beziehungen entstehen häufig, wenn diese Bindungsbedürfnisse unerfüllt bleiben und sich hinter Gefühlen wie Angst, Scham, Wut oder Zurückweisung verstecken. Die EFT hilft Paaren, ihre Emotionen bewusster wahrzunehmen und sie einfühlsam miteinander zu teilen. Ein offener emotionaler Austausch ermöglicht es, alte Wunden zu heilen und eine neue, tiefe Verbundenheit zu schaffen.

kommunikation in der partnershaft

Verschiedene Arten von Emotionen:

  1. Primäre, adaptive Emotionen: Diese sind natürliche, situationsangemessene emotionale Reaktionen, die uns helfen, auf Ereignisse zu reagieren und sie zu bewältigen. Beispielsweise unterstützt Trauer nach einem Verlust dabei, diesen zu verarbeiten und Abschied zu nehmen.
  2. Maladaptive Emotionen: Diese basieren oft auf unverarbeiteten, schmerzhaften Erfahrungen aus der Vergangenheit. Sie sind in der aktuellen Situation unangemessen und blockierend. Ein Beispiel ist Angst, die aus früherer Ablehnung resultiert und heute hinderlich wirkt.
  3. Sekundäre Emotionen: Sie entstehen als Reaktion auf primäre Emotionen und überlagern diese. So kann etwa Traurigkeit (primäre Emotion) verborgen bleiben, wenn stattdessen Wut (sekundäre Emotion) gezeigt wird, um sich emotional zu schützen.
  4. Instrumentelle Emotionen: Diese werden bewusst eingesetzt, um bestimmte Reaktionen bei anderen hervorzurufen oder zu beeinflussen. Beispielsweise könnte Traurigkeit genutzt werden, um Mitgefühl oder Unterstützung zu erhalten.

 Durch die emotionsfokussierte Therapie (EFT) lernen Klienten, Zugang zu ihren maladaptiven Emotionen zu finden und diese durch primäre, adaptive Emotionen zu ersetzen. Diese helfen ihnen, in der Gegenwart angemessen und konstruktiv zu reagieren.

EFT geht davon aus, dass Menschen in Beziehungen nach emotionaler Sicherheit und Verbundenheit streben. Wird die Bindung durch Stress oder Konflikte bedroht, reagieren Partner oft mit Verhaltensweisen wie Wut, Kritik, Abwehr und Rückzug. Solche Reaktionen sind unbewusste Versuche, die emotionale Nähe wiederherzustellen, führen jedoch häufig zum Gegenteil und verstärken einen Teufelskreis negativer Interaktionen.

Drei Phasen der emotionsfokussierten Therapie (EFT):

  • Deeskalation 

In der ersten Phase geht es darum, destruktive Kommunikationsmuster zu erkennen, die Konflikte und emotionale Distanz erzeugen. Die Partner lernen, wiederkehrende negative Zyklen zu identifizieren und ihre zugrundeliegenden, oft verborgenen Emotionen sowie Bindungsbedürfnisse zu verstehen. Diese können Gefühle wie Angst vor Zurückweisung oder das Bedürfnis nach Nähe und Anerkennung beinhalten. Der Schwerpunkt liegt darauf, diese negative Dynamik – den Teufelskreis – als gemeinsames Problem zu sehen, anstatt den anderen dafür verantwortlich zu machen. 

Am Ende der ersten Phase wissen die Partner, wie sie beide ihre Verhaltensmuster selbst erzeugen sowie gegenseitig aufrechterhalten und verstärken. Sie nehmen sich selbst und den Partner anders wahr als zuvor und erkennen neue Möglichkeiten für ihre Beziehung 

  • Restrukturierung von Bindung 

In der zweiten Phase liegt der Fokus auf der Vertiefung der emotionalen Verbindungen und der Entwicklung sicherer, bindungsfördernder Verhaltensweisen. Die Partner lernen, ihre verletzlichen Emotionen offen und in einem geschützten Rahmen auszudrücken, was Empathie fördert und die emotionale Bindung stärkt. Negative Muster werden durchbrochen und neue, konstruktive Interaktionsweisen entstehen. Die Partner üben, ihre eigenen Bindungsbedürfnisse klar zu benennen und auf die des anderen einzugehen, wodurch eine sichere und unterstützende Beziehung aufgebaut wird.

  1. Konsolidierung und Integration

In der abschließenden Phase liegt der Schwerpunkt auf der Festigung und Integration der in den vorherigen Phasen erzielten Fortschritte in den Beziehungsalltag. Die Partner stabilisieren die neu erlernten Kommunikations- und Verhaltensweisen, sodass diese zu einem festen Bestandteil ihres täglichen Miteinanders werden. Sie reflektieren ihre Entwicklung, erkennen die positiven Veränderungen in ihrer Beziehung und stärken ihr Vertrauen in die Fähigkeit, zukünftige Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Darüber hinaus lernen sie, auch in schwierigen Situationen aufeinander zuzugehen und ihre neuen Fähigkeiten anzuwenden.

Diese drei Phasen bauen aufeinander auf und legen die Grundlage für eine tiefere, nachhaltige emotionale Bindung zwischen den Partnern. Durch die schrittweise Deeskalation negativer Muster, die Förderung sicherer und bindungsstärkender Interaktionen sowie die Konsolidierung neuer Verhaltensweisen wird eine stabile, vertrauensvolle Beziehung entwickelt, die in der Lage ist, zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.

Wirksamkeit von EFT

Die emotionsfokussierte Therapie (EFT) gilt als besonders wirksam in der Paarberatung, da sie die zugrundeliegenden verletzten Emotionen und unerfüllten Bindungsbedürfnisse anspricht, die oft die eigentliche Ursache von Konflikten ist. Sie geht über reine Kommunikationstechniken hinaus und zielt darauf ab, die emotionalen Wurzeln der Probleme anzugehen, um tiefgreifende und nachhaltige Veränderungen sowie eine starke, sichere Bindung zwischen den Partnern zu ermöglichen.

Forschungsergebnisse unterstreichen die Effektivität dieses Ansatzes: Studien zeigen, dass 70-75 % der Paare durch EFT signifikante Verbesserungen in ihrer Beziehung erzielen, während 90 % eine stärkere emotionale Verbundenheit berichten. Damit gehört EFT zu den erfolgreichsten Ansätzen in der Paarberatung bzw. Paartherapie.